Bürgerversammlung 2025 – Ein Jahr großer Projekte und enger Finanzen
Am 27. November 2025 fand im Schützen- und Trachtenhaus die Bürgerversammlung der Gemeinde Feldkirchen-Westerham statt. Über 120 Bürgerinnen und Bürger waren vor Ort, ebenso viele verfolgten die Veranstaltung im Livestream. Bürgermeister Johannes Zistl führte in einem ausführlichen Vortrag durch die wichtigsten Entwicklungen des laufenden Jahres. Dabei wurde deutlich, wie viel die Gemeinde trotz enger finanzieller Rahmenbedingungen bewegt hat und wie viele hundert Aufgaben es gleichzeitig zu bewältigen gilt.
Einwohnerzahlen steigend und ein Haushalt unter Druck
Zu Beginn gab Zistl Einblick in die Bevölkerungsentwicklung und anschließend in die aktuelle Finanzlage. Die kommunalen Haushalte stehen bayernweit unter erheblichem Druck. Steigende Kosten, höhere gesetzliche Anforderungen, hohe Kreisumlagezahlungen, deutliche steigende Personalkosten sowie große Investitionsbedarfe führen dazu, dass die finanziellen Spielräume deutlich kleiner geworden sind.
Zistl griff dazu ein Zitat eines Bürgermeisterkollegen auf, dass die Situation auf den Punkt bringt:
„Die Finanzausstattung der Kommunen wird jährlich schlechter. Die Ausgaben steigen schneller als die Einnahmen. Zukünftig wird es freiwillige Leistungen, die wir liebgewonnen haben, nicht mehr geben. Falls jemand diese Leistungen weiterhin haben will, wird es Geld kosten. Außerdem müssen wir uns bewusst machen: Ohne Kreditaufnahmen werden Investitionen in den nächsten Jahren nicht möglich sein.“
Diese Einschätzung trifft auch auf Feldkirchen-Westerham zu. Um notwendige Projekte zu realisieren, sind Kreditaufnahmen unvermeidbar. Gleichzeitig achtet die Gemeinde weiterhin streng auf Priorisierung, Wirtschaftlichkeit und eine transparente Finanzplanung.
Neuer Wertstoffhof erfolgreich gestartet
Zu den bereits abgeschlossenen Projekten gehört der neue Wertstoffhof in Feldolling. Seit seiner Eröffnung im Mai sorgt die Anlage mit optimierter Verkehrsführung und größeren Entsorgungsmöglichkeiten für spürbare Entlastung und mehr Komfort. Die erweiterte Grüngutstelle wird gut angenommen. Auch Service und Ablauf haben sich deutlich verbessert.
Mehr Verkehrssicherheit durch Tempo 30
Die Umsetzung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts wird ab 2026 zu deutlichen Verbesserungen im Verkehr führen. Mehr als 20 neue Tempo 30 Zonen sind geplant, viele davon in Wohngebieten sowie im Umfeld von Schulen, Kindergärten und Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren.
Die ersten fünf Zonen wurden bereits vom Bauausschuss in Auftrag gegeben. Die weiteren folgen im kommenden Jahr. Damit wird ein zentrales Ziel des ISEK konkret: mehr Sicherheit und Lebensqualität in den Wohngebieten aller Ortsteile.
Kinderbetreuung bleibt ein Schwerpunkt
Ein weiterer zentraler Themenblock war der Ausbau der Kinderbetreuung. Feldkirchen-Westerham hat in den letzten 13 Jahren über 200 Plätze neu geschaffen und verfügt aktuell über 609 Betreuungsplätze. So ist gesichert, dass jedes Kind, das einen Platz benötigt, diesen auch bekommt. Dies gilt für Krippe, Kindergarten und Ganztagesbetreuung gleichermaßen – ein Alleinstellungsmerkmal für Feldkirchen-Westerham.
In Höhenrain und Vagen entstehen weitere Gruppen und Räume. In den nächsten Jahren kommen so weitere rund 130 Plätze in Krippe, Kindergarten und Hort hinzu. Angesichts der landesweit angespannten Personalsituation verfolgt die Gemeinde ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Mitarbeitergewinnung. Dazu zählen ein aktives Bewerbungsmanagement und ein neues Quereinstiegsmodell mit Bezahlung ab dem ersten Tag. Der freiwillig hohe Anstellungsschlüssel, liegt ca. 25% über dem geforderten Soll und damit deutlich über dem Durchschnitt in der Region. Das trägt positiv zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten und zur Personalgewinnung bei. Außerdem können Ausfälle von Mitarbeitenden besser abgefangen und die Betreuungszeiten besser gesichert werden. Ein Vorteil für Kindern, Eltern und die Gemeinde!
Dorfplatz als Zukunftsprojekt im Herzen der Gemeinde
Ein besonderes Augenmerk lag erneut auf der Neugestaltung des Dorfplatzes. Das Bauprojekt liegt weiterhin im Zeitplan. 2026 soll das neue Gebäude mit erweiterter Bücherei, modernen Räumen für die Volkshochschule und einem multifunktionalen Veranstaltungstrakt fertiggestellt werden. Die Außenanlagen folgen bis Jahresende.
Ein wichtiger Bestandteil des neuen Zentrums wird das geplante Café sein. Dafür sucht die Gemeinde noch eine engagierte Pächterin oder einen Pächter. Bewerbungen werden noch bis Ende des Jahres angenommen. Ziel ist ein Ort, der Menschen verbindet und das gesellschaftliche Leben im Ortskern stärkt.
Energie und Klimaschutz – große Schritte auf dem Weg zur Wärmewende
Die kommunale Wärmeplanung ist in Feldkirchen-Westerham bereits seit Mai 2025 abgeschlossen. Ein besonders bedeutendes Projekt darin ist die Nahwärmeversorgung in Westerham. Dabei wird künftig die Abwärme der Firma mativ Gessner als Wärmequelle für das Gewerbegebiet sowie das angrenzende Wohngebiet genutzt. Das Gesamtvolumen des Projekts liegt bei rund 7,6 Millionen Euro. Es zählt zu den wichtigsten Zukunftsmaßnahmen der Gemeinde. Die Gemeinde sucht dafür weiterhin einen privaten Partner, der – nach den Vorgaben der Gemeinde – den Betrieb und Vertrieb der Wärme übernehmen soll.
Zusätzlich investiert Feldkirchen-Westerham in erneuerbare Energien auf eigenen Gebäuden. Die Gemeinde-PV-Anlagen haben mittlerweile eine Leistung von fast 500 Kilowatt peak – viele davon mit Batteriespeicher. Ergänzt wird das Engagement durch Fördermaßnahmen für die Bürgerinnen und Bürger, etwa für PV-Speicher, Dachbegrünung oder Lastenpedelecs.
Auch das neue Carsharing-Angebot am Rathaus, welches neuerdings verfügbar, ist ein weiterer Schritt zu nachhaltiger Mobilität.
Hochwasserschutz als Kombination aus Sicherheit und Lebensqualität
Zistl stellte die Planungen für den Hochwasserschutz im Bereich Salzstraße und Pfarrkindergarten vor. Ziel ist es, technische Schutzmaßnahmen mit einer optisch ansprechenden Gestaltung zu verbinden. Dadurch soll die Ortsmitte gleichzeitig sicherer und attraktiver werden.
Im Hochwasserrückhaltebecken Feldolling wurden Wege erneuert, Sitzbänke aufgestellt und neue Aufenthaltsbereiche geschaffen. Damit entsteht ein Ort, an dem Naherholung, Natur und Sicherheit harmonisch zusammenfinden. Die Verwaltung arbeitet bereits an neuen Ideen, die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich zu verbessern und Freizeitangebote zu schaffen.
Bauen und Infrastruktur – digitale Straßenzustandserfassung und notwendige Erneuerungen
Die Gemeinde stellte außerdem die Ergebnisse der digitalen Straßenzustandserfassung vor. Alle 125 Kilometer Gemeindestraßen wurden digital dokumentiert. Die Daten fließen nun in ein langfristiges Sanierungs- und Priorisierungskonzept ein. Für die Instandhaltung der Straßen, Wege und Brücken investiert die Gemeinde jährlich rund zwei Millionen Euro.
Ein wichtiges Infrastrukturprojekt ist dabei der Ersatzneubau der Brücke über den Feldkirchener Bach in der Samerstraße in Feldolling. Die Bauarbeiten sollen 2026 beginnen. Durch den Neubau wird die Verkehrssicherheit sowie der Hochwasserschutz verbessert und die Löschwasserversorgung modernisiert.
Mehr Service und moderne Dienstleistungen im Rathaus
Ein wichtiges Anliegen der Gemeinde ist ein zeitgemäßer und bürgerfreundlicher Service im Rathaus. Die Online-Terminvergabe wird seit ihrer Einführung stark genutzt und sorgt für kürzere Wartezeiten und eine bessere Planbarkeit. Viele Vorgänge können inzwischen komplett digital erledigt werden, vom Beantragen einer Meldebescheinigung bis zur Hundeanmeldung. Ein Selbstbedienungsgerät für Passfotos erleichtert Ausweisbeantragungen, der digitale Schadenmelder ermöglicht schnelle Rückmeldungen aus der Bevölkerung und mit dem neuen GmoaBot steht ein virtueller Assistent rund um die Uhr bereit. Diese Angebote zeigen, wie konsequent die Gemeinde ihre Verwaltung modernisiert und nah an den Bedürfnissen der Menschen ausrichtet.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei Bausachen
Besonders hervorgehoben hat Zistl auch der Bereich Bauleitplanung. So würden er und der Gemeinderat regelmäßig darauf angesprochen, Vorhaben „genehmigt“ zu haben, ohne dass Bürgerinnen und Bürger beteiligt worden seien. Zistl wies darauf hin, welch große Transparenz in Feldkirchen-Westerham bei diesen Themen herrscht. Anhand eines Ablaufschemas zeigt er verständlich und für alle nachvollziehbar, wie ein Bauleitplanverfahren abläuft und an welcher Stelle welche Entscheidung getroffen werden. In den Ersten Phasen um den sogenannten Aufstellungsbeschluss ist dabei eigentlich noch gar keine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Trotzdem gibt es diese regelmäßig. Dieser Überblick erleichtert Bürgerinnen und Bürgern die Übersicht in den komplexen Verfahren und schafft Vertrauen in die kommunalen Abläufe. Mit der Bauberatung für Bauwerber vor Ort, der digitalen Einreichung von Bauanträgen und der guten Erreichbarkeit setzt die Gemeinde zudem auf eine moderne, effiziente und offene Bauverwaltung, die Entscheidungen besser begründet und für die Öffentlichkeit klarer darstellbar macht, als dies in der Vergangenheit der Fall war.
Bürgerfragen und Anträge als wichtiger Teil des Abends
Ein fester Bestandteil der Bürgerversammlung sind die Anträge der Bürgerinnen und Bürger. Die ehrliche Freude darauf betonte Bürgermeister Zistl bereits in seiner Begrüßung. Die Anfragen betrafen in diesem Jahr unter anderem den Mobilfunkmast in Großhöhenrain, die Verkehrssicherheit in der Naringer Straße und am Kindergarten KiWest, die Personalsituation in den KiTas sowie das geplante Windvorranggebiet Sonderdilching mit Blick auf den Trinkwasserschutz.
Zu jedem Antrag gab die Gemeinde ausführliche Antworten und zeigte mögliche weitere Schritte auf. Viele Themen fließen direkt in die laufenden Planungen und Prüfprozesse ein.
Ein Dank für Engagement und Zusammenhalt
Zum Abschluss dankte Bürgermeister Zistl allen Bürgerinnen und Bürgern für ihre aktive Teilnahme. „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Aber wir werden sie gemeinsam bewältigen. Jede und jeder Einzelne trägt dazu bei, dass Feldkirchen-Westerham eine starke und lebenswerte Gemeinde bleibt. Lasst uns im Gespräch bleiben! Gemeinsam wird es ein Erfolg!“
Die Präsentation zur Bürgerversammlung steht auf der Homepage der Gemeinde zur Verfügung. Auch der Link zum gesamten Livestream ist dort veröffentlicht.