Feldkirchen-Westerham beschließt energiepolitisches Leitbild und umfassendes Arbeitsprogramm: Klimaschutz mit Struktur und Verantwortung
Am 27. Mai 2025 hat der Gemeinderat Feldkirchen-Westerham einstimmig ein zukunftsweisendes Dokument verabschiedet: das energiepolitische Leitbild der Gemeinde. Damit gibt sich Feldkirchen-Westerham einen klaren strategischen Rahmen, um den Herausforderungen des Klimawandels aktiv und systematisch zu begegnen. Gleichzeitig wurde das energiepolitische Arbeitsprogramm beschlossen – ein umfassender Maßnahmenkatalog, der im Rahmen des European Energy Awards aktualisiert wurde und auch der Umsetzung des Leitbildes dient.
Ein Leitbild mit Weitblick
Das energiepolitische Leitbild bildet das Fundament für die langfristige Energie- und Klimapolitik der Gemeinde. Es bezieht sich auf die weltweiten Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und betont die Verantwortung der Kommune, ihren Teil zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen zu leisten – für heutige und künftige Generationen.
Die Präambel unterstreicht, dass der Klimawandel längst auch in der Region spürbar ist: von milden Wintern über extreme Regenereignisse bis hin zu Hitzesommern. Das Leitbild sieht die Gemeinde daher als aktiven Gestalter im Umgang mit diesen Veränderungen – mit Vorbildfunktion für Bürger, Unternehmen und Institutionen.
Leitlinien: Handlungsprinzipien für eine nachhaltige Entwicklung
Das Leitbild definiert klare Handlungsprinzipien. Die Gemeinde verpflichtet sich:
- Zur Energieeffizienz und Förderung erneuerbarer Energien, insbesondere im kommunalen Bereich.
- Zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung durch konkrete Maßnahmen und Planungsvorgaben.
- Zur nachhaltigen Bauleitplanung inklusive Förderung emissionsfreier Wärmeversorgung in Neubaugebieten.
- Zum Ausbau des ÖPNV und der emissionsfreien Mobilität.
- Zur Nutzung kommunaler Einflussmöglichkeiten im Baurecht, um klimafreundliches Bauen und Gestalten zu fördern.
Ein besonderes Merkmal ist der regelmäßige Fortschrittscheck: Alle drei Jahre erstellt die Gemeinde eine Energie- und Treibhausgasbilanz, um ihre Maßnahmen datenbasiert zu evaluieren und weiterzuentwickeln.
Ambitionierte Klimaziele bis 2045
Der im Leitbild verankerte Minderungspfad ist ambitioniert: Bis 2045 soll der Energiebedarf pro Kopf auf etwa ein Zehntel des Niveaus von 2019 sinken, die Stromversorgung zu 100 % aus erneuerbaren Quellen stammen und die CO₂-Emissionen auf ein Mindestniveau reduziert werden. Für kommunale Gebäude gilt bereits ab 2040 die Verpflichtung zur vollständigen Umstellung auf erneuerbare Wärmeerzeugung.
Diese Ziele orientieren sich an den Vorgaben des Europäischen Rates, des deutschen Klimaschutzgesetzes und des örtlichen Energienutzungsplans.
Arbeitsprogramm: Von der Strategie zur Umsetzung
Ergänzt wird das Leitbild durch ein detailliertes energiepolitisches Arbeitsprogramm, das in sechs Maßnahmenbereiche gegliedert ist:
1. Entwicklungsplanung und Raumordnung
Mit Maßnahmen wie CO₂-Bilanzierung, integrierter Verkehrsplanung, Bauherrenberatung und kommunaler Wärmeplanung wird Klimaschutz systematisch in die kommunale Entwicklungsstrategie eingebettet.
2. Kommunale Gebäude und Anlagen
Energiemanagement, Gebäudesanierung, smarte Technik und neue Nahwärmenetze sichern eine klimafreundliche Infrastruktur im eigenen Verantwortungsbereich.
3. Versorgung und Entsorgung
Innovative Projekte wie Abwärmenutzung, lokale Stromproduktion und die Erweiterung kommunaler Wärmenetze sollen die Energieautarkie stärken.
4. Mobilität
Die Elektrifizierung des Fuhrparks, Carsharing, Radverkehrsprojekte und neue ÖPNV-Angebote wie der „Gmoabus“ bringen die Verkehrswende voran.
5. Interne Organisation
Schulungen, Nachhaltigkeitsmanagement und ein Vorschlagswesen machen die Verwaltung zum Klimaschutzmotor.
6. Kommunikation und Kooperation
Aktionstage, Bildungsprojekte, Zusammenarbeit mit Vereinen und Förderprogramme sorgen für breite gesellschaftliche Beteiligung und Bewusstseinsbildung.
Fazit: Ein strategischer Schritt in die klimaneutrale Zukunft
Mit dem Beschluss des Leitbilds und Arbeitsprogramms hat die Gemeinde Feldkirchen-Westerham einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Bürgermeister Johannes Zistl betonte:
„Wir übernehmen Verantwortung – nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die kommenden Generationen. Dieses Leitbild ist ein Bekenntnis zu einer zukunftsfähigen Gemeindeentwicklung, die Umwelt, Wirtschaft und Lebensqualität zusammen denkt.“
Das Leitbild ist als dauerhafte Selbstverpflichtung angelegt – mit regelmäßiger Fortschreibung und öffentlicher Überprüfung. Es liefert die Richtschnur für kommunale Entscheidungen und zeigt: Klimaschutz beginnt konkret vor Ort – und mit klaren Zielen, gemeinsamer Verantwortung und einem langen Atem.