Sammlung von Alttextilien
Wohin mit alten Klamotten?
Seit Beginn dieses Jahres ist die getrennte Textilsammlung EU-weit Pflicht. Ein Modell zur Finanzie- rung fehlt allerdings noch, ebenso wie effektive Verwertungsoptionen.
Seit 1.1.2025 ist gemäß § 20 Absatz 2 Satz 2 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) die Getrenntsammlungspflicht für Alttextilien für die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger in Kraft getreten. Für private Haushalte neu ist somit die Verpflichtung, ihre ausgedienten Kleider und Textilien zwingend getrennt vom Restmüll zu entsorgen.
Die Neuregelung hat zum Ziel, die Müllmengen nach und nach zu reduzieren und Textilien besser zu recyceln. Bislang werden in der EU nur weniger als die Hälfte aller Altkleider gesammelt, um sie wiederzuverwenden oder zu recyceln. In der EU enden 80 Prozent im Müllofen oder auf der Deponie, heißt es im Plastikatlas 2019 von Heinrich- Böll-Stiftung und BUND. „Von den verbleibenden Kleidungsstücken werden gerade einmal zehn bis zwölf Prozent lokal wiederverkauft. Der Rest wird in Entwicklungsländer exportiert, wo die ausländische Ware heimische Märkte zerstören kann.“ Nur ein Prozent der neuen Kleidung entsteht bisher aus Alttextilien. Das liegt daran, dass die Methode, Textilien mechanisch oder chemisch in Fasern zu zerlegen, entweder ihre Wiederverwendung einschränkt – etwa nur als Putzlappen, Dämmmaterialien oder Vliesstoff – oder noch nicht im industriellen Maßstab etabliert ist. Die Vielfalt der Materialien und Zusätze wie Farben oder Weichmacher erschweren den Recyclingprozess . Mischgewebe sind besonders schwierig zu recyceln. Beispielsweise behindert Elastan, ein Gemisch überwiegend aus Polyurethan (PUR oder PU), den Recyclingprozess. Fast zwei Drittel der globalen Textilienherstellung besteht aus Polyenterephthalat (PET), auch Polyester genannt. Recycelt wird es aus PET-Flaschen – und zu Fleece verarbeitet, das beim Waschen viele Mikrofasern verliert. Überdies erfordert das chemische Recycling von Textilien einen höheren Energie- und Chemikalieneinsatz.
Um das Recycling nun voranzubringen, sollen Verbraucher alte Textilien getrennt sammeln. Auch Bettwäsche, Handtücher und Gardinen sollen im Sammelcontainer entsorgt werden. Doch als das Umweltbundesamt über die Änderung im KrWG informierte, schlugen die Textilrecycler Alarm.
Es werde suggeriert, dass unbrauchbare und verschmutzte Textilien in bestehenden Altkleidersystemen und -containern entsorgt werden könnten. „Eine falsch interpretierte Getrenntsammlungspflicht wird dazu führen, dass wertvolle Ressourcen durch Querkontamination zerstört werden und somit nicht mehr für die Zirkularität genutzt werden können“, beklagte die Recyclingwirtschaft. Ihre klare Botschaft: Altkleidercontainer sind keine Mülltonnen und sammeln ausschließlich wiederverwendbare, saubere Kleidung. Frank Fischer vom Wiesbadener Entsorger ELW erklärte es im NDR so: „Das erste, was man im Kopf haben sollte: Alttextilien gehören in den Alttextilcontainer – und nicht in die Restmülltonne. Dann überlege ich: Ist es so verschlissen, so verschmutzt, dass es nicht mehr verwertbar ist? Dann schmeiße ich es in die Restmülltonne.“
Was erlaubt ist, was nicht:
1. Nur tragbare Altkleider abgeben
Die EU-Richtlinie unterscheidet nicht explizit zwischen tragbaren und kaputten, zerschlissenen oder stark verschmutzten Textilien. Gemeinnützige Organisationen wie die Deutsche Kleiderstiftung bitten daher, auch künftig nur brauchbare und noch tragbare Altkleider in die Container zu werfen und kaputte oder verschmutzte Kleidung wie bisher über den Restmüll zu entsorgen.
2. Was noch in den Restmüll darf
Feuchte oder stark verschmutzte Kleidung, also vor allem unbrauchbare und verschlissene Kleidung. Wenn man zu große Zweifel hat, weil da zu große Löcher oder zu große Verunreinigungen dran sind, dann gehört die Klamotte in die Restmülltonne. Für einen Fehlwurf in die Tonne statt Container wird man nicht bestraft.
3. Vorsicht Greenwashing
NGOs haben Tracker an zurückgegebene Kleidungsstücke befestigt, um zu überprüfen, ob die Unternehmen die Kleider wirklich recyceln und wieder in den Kreislauf bringen.
Ergebnis: Ganz oft sind diese Klamotten dann auf Deponien in Afrika oder Asien gelandet. Auch wird oft damit geworben, dass Meeresplastik gesammelt und verwendet wird. Klingt toll, ist aber extrem aufwendig und teuer – und wird deswegen nur in ganz kleinem Maßstab gemacht. Die Branche ist da intransparent und es gibt kaum Labels.
4. Kritisch sein, wenn mit nicht geschützten Begriffen geworben wird
Zum Beispiel auch mit „recycelt“. Vorsicht, wenn nicht dabeisteht, zu wieviel Prozent und aus welchen Materialien wiederverwendet wurde. Eine Regenjacke aus recyceltem Polyester ist sehr wahrscheinlich aus PET- Trinkflaschen hergestellt und eben nicht aus alten Polyesterklamotten. Okay, immerhin besser, als das Polyester aus neuem Erdöl herzustellen. Andererseits soll ja aus einer alten PET-Flasche eigentlich eine neue werden.
5. Die Modebranche kann das nicht mehr ignorieren
Deshalb machen bekannte Unternehmen wie H&M, Zara, Uniqlo nun mit, haben Rücknahmeprogramme und investieren in Firmen, die für sie Alttextilien recyceln sollen. Einige setzen sogar eigene Secondhand-Plattformen auf.
6. Befreiung vom Übermaß
Weniger konsumieren, wenn dann hochwertiger. Hände weg von Fast Fashion. Die umweltfreundlichste Kleidung bleibt halt immer noch die, die gar nicht erst produziert wird.
Ultra Fast Fashion
Weltweit werden jedes Jahr 150 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert. In den vergangenen Jahren sind die Kleidungsmengen und damit auch die Altkleidermengen durch die Verbreitung von Fast Fashion deutlich gestiegen. Im Durchschnitt kaufen die Europäer jedes Jahr fast 26 Kilogramm Textilien und werfen etwa elf Kilogramm davon weg.
Nur 1% der weltweiten Kleidungsproduktion wird zu neuen Stücken recycelt.
Um diesen Wert zu steigern, müsste man besser trennen: nach Farben, nach Fasern wie Baumwolle, Wolle oder Polyester.
Mischgewebe aus Wolle und Polyester, wie sie in der billigen Fast-Fashion-Mode vorkommt, ist nur schwer wieder zu trennen und zu recyceln.
►Quelle: Greenpeace, NDR, Utopia.de